Die Galt- und Transitphase sind entscheidende Abschnitte für den Start in eine erfolgreiche Laktation. Oftmals wird die Fütterung der Galtküheauf den Betrieben vernachlässigt und minderwertige Futtermittel über diese Tiere «entsorgt» ohne den Bedarf einer Galtkuh dabei zu berücksichtigen. Die Ansprüche an Futterqualität, Energie- und Eiweissgehalt der Ration sind zwar bekannt, werden aber oftmals nicht berücksichtigt. So entstehen Fütterungsfehler, die zu Stoffwechselerkrankungen in der Startphase führen können und Folgen, die in der Laktation nicht wieder ausgeglichen werden können.

Im Rahmen der Diplomarbeit des Agrotechnikers Roger Hämmerli, am Rheinhof Salez, wurde das Thema «Galt- und Transitphasenfütterung auf schweizerischen Milchwirtschaftsbetrieben» etwas genauer unter die Lupe genommen. Rund 40 Milchviehbetriebe mit insgesamt 1551 Milchkühen haben sich an der Umfrage zur Fütterung auf ihrem Betrieb beteiligt. Die Fütterungsstrategien sind vielseitig und unterscheiden sich zwischen den Regionen (Talzone bis Bergzone 3) und vom Betriebsmanagement sehr stark.

Betriebsdaten

Die Herdengrösse der befragten Betriebe liegt zwischen 15 und 118 Kühen aller in der Schweiz vertretenen Milchviehrassen. Auf Schweizer Milchviehbetrieben werden im Schnitt 26 Kühe gehalten. Viele der befragten Betriebe übersteigen diese Tierzahl, denn die durchschnittliche Herdengrösse der befragten Betriebe liegt bei 43 Kühen. Die Milchleistung der Betriebe, die sich an der Befragung beteiligt haben, liegt im Mittel bei 8225 kg und schwankt zwischen 5300 kg und 10`300 kg. Auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben dagegen werden im Durchschnitt 7000 kg gemolken. Es konnte eine durchschnittliche Serviceperiode von 125 Tagen und ein Besamungsindex von 2.1 der befragten Betriebe berechnet werden. Im Schnitt über alle Betriebe werden die Kühe 52 Tage vor dem errechneten Abkalbetermin trockengestellt.

Zwei Drittel der Betriebe füttert während der Laktation mit einem Mischwagen, während der Galtphase sind es nur ein Drittel. Unter den Betrieben sind 16 Silofreie- und 22 Silobetriebe. Lediglich sechs der befragten Betriebe halten ihre Tiere in Anbindehaltung (entspricht 132 Kühen im Anbindestall). In den wenigsten Fällen wird das Haltungssystem für die Galtzeit vom Lauf- zum Anbindestall gewechselt.

Die Betriebe konnten in 4 Fütterungstypen eingeteilt werden:


Strategie 1: Die Galtkühe laufen in der laktierenden Herde mit
Nur auf wenigen Betrieben verbleiben die Galtkühe aus baulichen oder Managementgründen in der Herde und erhalten die Ration der laktierenden Kühe exklusive leistungsabhängige Kraftfuttergaben.

Strategie 2: Die Kühe verbringen die Galtzeit während der Vegetationsperiode auf der Weide
Rund 19 Betriebe bieten den Trockenstehern viel Bewegung und reichlich Futter auf der Weide an. Vier der befragten Betriebsleiter bringen die Galtkühe auf die Alp.

Strategie 3: Galtzeit auf der Weide und im Stall
Einige Betriebsleiter kombinieren die Haltung auf der Weide mit 20-50% Ökoheu im Stall.

Strategie 4: Ökoheu wird mit Krippenresten ergänzt
In der Regel werden vor allem in der Winterfütterung Krippenreste und Ökoheu kombiniert.


Anhand der Fütterungstypen konnten die Gehalte an Energie, Eiweiss, Kalzium und Phosphor mittels Futterplan errechnet werden. Die nachfolgenden Tabellen zeigen den Bedarf von Milchkühen in den verschiedenen Laktationsabschnitten sowie die Nährstoffversorgung durch die Fütterungsstrategien der Betriebe.

Der Bedarf an Energie, Eiweiss, Kalzium und Phosphor einer Galtkuh ist abhängig vom Trächtigkeitsmonat, liegt aber trotzdem deutlich unter dem Bedarf einer laktierenden Kuh.

Die verschiedenen Fütterungsstrategien sind nicht immer ideal auf den Bedarf einer Galtkuh abgestimmt und können somit durch Über- oder Unterversorgung zu Problemen in der kommenden Laktation führen.

Strategie 1      
Die bedarfsgerechte Ration einer laktierenden Kuh liegt in der Startphase bei einem Energiegehalt um 7 MJ NEL/kg TS, der Eiweissgehalt bei gut 16%. Der Bedarf an Kalzium und Phosphor ist leistungs- und konditionsabhängig. Altmelkende Kühe haben je nach Persistenz und Leistung einen Bedarf von 6.0-6.5 MJ NEL/kg TS und knapp 16% Eiweiss. Der Kalzium- und Phosphorbedarf sinkt mit abnehmender Milchleistung. Bei einer für laktierende Kühe ausgeglichenen Ration kommt es bei den Galtkühen trotz des geringeren TS-Verzehrs zu einer deutlichen Überversorgung an Energie, Eiweiss und Mineral- und Spurenelementen.

Strategie 2      
Bei ausgewogenen Gräserbeständen (AR) in der Talzone wird deutlich, dass eine 100%ige Weidehaltung/Frischgrasfütterung bei Galtkühen aus fütterungstechnischer Sicht fast immer zu einer Überversorgung an Energie, Eiweiss, Kalzium und Phosphor führt. Bewegungsphysiologisch ist eine Weidehaltung für Galtkühe sicherlich sinnvoll. Dennoch führt eine ausschliessliche Fütterung von Frischgras, sei es auf der Weide oder im Stall zu einer Fehlversorgung. Denn nebst zu hohen Gehalten an Energie, Eiweiss und Mineralstoffen weist Gras oftmals zu wenig Struktur auf. Das kann auch bei Galtkühen zu einer Acidose (Pansenübersäuerung) führen.

Strategie 3      
Bei einer Ergänzung der Weide/ Frischgras mit Ökoheu ist es abhängig, wie viel geweidet bzw. eingegrast und wie viel im Stall zugefüttert wird. Aber auch hier zeigt sich, dass es zu Überversorgung bei mehr als 50% Frischgras kommt.

Strategie 4      
Die Energie- und Eiweissdichte sowie der Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen der Laktierendenration ist abhängig von den eingesetzten Futtermitteln und dem Zusatz von Mineralstoff und weiteren Zusatzstoffen. Bei einer Ration mit Mais- und Grassilage, Heu, Salz und Mineralstoff ist eine Galtkuhmischung mit Ökoheu sinnvoll. Auf nur wenigen Betrieben wird eine spezielle Galt TMR gemischt. Oftmals werden die Krippenreste zu den Galtkühen geschoben und dort am Futtertisch mit Ökoheu ergänzt. Durch den Einsatz von Ökoheu wird der Gehalt der Ration verringert, das Volumen aber hochgehalten, so dass das Futteraufnahmevermögen in der Startphase möglichst schnell maximiert werden kann. So wird das Pansenvolumen auch in der Galtphase erhalten, was Labmagenverlagerungen vorbeugt und in der Startphase einen hohen Futterverzehr ermöglicht. Die Gefahr bei dieser Strategie liegt allerdings in der Mineralstoffversorgung. Vor allem die Kalziumversorgung ist deutlich zu hoch. Das Risiko von Milchfieber steigt, denn in der Galtphase soll das Tier durch eine knappe Kalziumversorgung daran gewöhnt werden, im Bedarfsfall Kalzium aus dem Knochen zu mobilisieren. Ist die Versorgung aus der Ration zu hoch, ist die Kuh zu Laktationsbeginn nicht in der Lage, ausreichend Kalzium zu mobilisieren. Die Folge sind ein schlechter Start und unter Umständen hohe Tierarztkosten. Wenn der Mineralstoff den laktierenden Kühen über die Kraftfutterstation oder in Form von Leckeimern oder Lecksteinen angeboten wird und nicht in die Krippenreste gelangt, ist die Fütterung aus Krippenresten und Ökoheu die optimale Lösung. Die Galtkuhration sollte mit einem passenden Galtmineralstoff ergänzt werden.

Folgeerkrankungen durch Fütterungsfehler in der Galtphase

Im Rahmen der Diplomarbeit wurden auch Leistungsdaten der Betriebe erfasst. Neben der Milchleistung und -gehalt haben die Betriebsleiter auch angegeben, mit welchen Herausforderungen sie in der Startphase zu kämpfen haben. Ausserdem wurde der Einsatz von Spezialprodukten rund ums Abkalben erfragt. Erfasst wurden die Veränderung der Körperkondition, die Häufigkeit von Milchfieber (Festliegen), Ketose (Aceton), Nachgeburtsverhalten und Fruchtbarkeitsprobleme. 7.7% der 1551 Milchkühe leiden laut den Betriebsleitern zu Beginn der Laktation an Milchfieber. Der Anteil an Ketose liegt mit 4.7%, also mit knapp 80 erkrankten Kühen, deutlich tiefer. Mit Nachgeburtsverhalten haben die Betriebsleiter bei 10.4% ihrer Tiere zu kämpfen. Fruchtbarkeitsprobleme werden oftmals nicht direkt mit der Galtzeit in Verbindung gebracht, weisen aber mit 20.2% also über 300 Kühen das grösste Problem auf allen Betrieben auf.

Der geringe prozentuale Anteil an Milchfieber, Ketose und Nachgeburtsverhalten wird durch ein gutes Betriebsmanagement beeinflusst. Ein Grossteil der Landwirte beobachtet die Einzeltiere sehr genau und reagiert bei starker Gewichtsveränderung individuell auf das Tier abgestimmt. Durch die grösstenteils überschaubaren Bestände kennen viele Betriebsleiter ihre Tiere gut und wissen, wann Vitamin D3 oder ein Bolus zur Unterstützung nötig ist. Die Möglichkeit, mit Vitamin D3, Kalzium-, Phosphor-, Magnesium- und Energie – Bolus zu arbeiten, nutzen sehr viele Betriebe kurz vor und direkt nach dem Abkalben. Bei hochleistenden Kühen kommt in der Startphase auf einigen Betrieben Propylenglycol zum Einsatz, um den Stoffwechsel gezielt mit Energie zu versorgen. Die Fütterung insgesamt nimmt einen grossen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Geht die Kuh zu schwer in die Galtphase oder wird in der Galtphase zu schwer, hat das oftmals schwere Geburten zur Folge. Die Kälber werden grösser, die Geburtswege durch Fetteinlagerung enger. Die Futteraufnahme sinkt und steigt in der Startphase nicht schnell genug an. Dadurch kommt es zu einem Energiemangel, unter dem die Fruchtbarkeit leidet. Es wird viel angefressenes Körperfett abgebaut und der ganze Stoffwechsel belastet. Der Organismus schützt sich, um sich nicht noch mehr mit einer Trächtigkeit zu belasten. Aber auch Infektionen (eine schwere Geburt, Nachgeburtsverhalte uvm.) nehmen Einfluss auf die Fruchtbarkeit.

Eine ideale Musterration gibt es für Galtkühe nicht. Die Futtermittel, die auf dem Betrieb zur Verfügung stehen, können aber in der Regel so kombiniert werden, dass eine sehr gute Galtkuhration mit korrekter Energie- und Eiweissversorgung, Mineralisierung und Spurenelementen realisiert werden kann. Auch für eine kleinere Galtkuhgruppe lohnt es sich, sich über deren Ration Gedanken zu machen und die Fütterung anzupassen.

Sind Sie neugierig geworden, Ihre Galtkühe einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen? Bei Fragen zur Fütterung Ihrer Galtkühe wenden Sie sich gerne an Ihren Verkaufsberater oder den Technischen Dienst. Wir unterstützen Sie gerne.

Ein herzliches Dankeschön an Roger Hämmerli, für die Zurverfügungstellung der Resultate seiner Diplomarbeit und all den Betrieben, die sich die Zeit genommen haben einen Fragebogen zu beantworten.

Roger Hämmerli, HF Agrotechniker, Rheinhof Salez SG
Rebecca Krieg, Technischer Dienst Milchvieh