„Kühe neigen von Natur aus dazu, in ihrer Herde eine Hierarchie zu entwickeln. Bei Eringern ist diese allerdings extrem ausgeprägt.“ – So beschreibt Jean-Baptiste Pralong den sehr speziellen Charakter der Rasse, die den 30-jährigen Walliser seit Kindertagen fasziniert. Pralong entstammt einer in der Region bekannten und anerkannten Züchterfamilie; den elterlichen Hof übernahm er erst kürzlich, im Januar 2016 – aber den Betrieb kennt er in- und auswendig. Seit jeher arbeitet er dort mit.

Die rund 130 Tiere umfassende Herde besteht vollständig aus Eringer Kühen, rund 40 davon sind Milchkühe. Der Betrieb Pralong ist ausschliesslich im Viehverkauf und der Milchwirtschaft tätig und gilt als einer der besten Zuchtbetriebe im Wallis. Man erreicht 3‘500 kg Milch pro Jahr und liegt damit deutlich über dem Rassenschnitt von circa 3‘200 kg, der mit Eringer Kühen erreicht wird.

Zum Kämpfen geboren

Neben den Produktionsergebnissen sticht der Betrieb auch durch seine Teilnahme an Eringer Kuhkämpfen – im Französischen genannt „Combat des reines“, also: „Kampf der Königinnen“ – heraus. Dabei treten zwei der kolossalen Kühe mit schwarzem Fell gegeneinander an und duellieren sich, bis das schwächere Tier zurückweicht. Zu Verletzungen kommt es dabei im Übrigen nur höchst selten. Jedes Jahr kann die Familie Pralong ein paar weitere der prächtigen Kuhglocken ins Regal stellen, mit denen die Kategoriensiegerinnen jeweils ausgezeichnet werden. Nicht weniger als gut 30 Stück gewann der Betrieb seit 2004.

„Um einen Kampf zu gewinnen, braucht man ein eigentliches Ausnahmetier und die richtige Vorbereitung, aber auch Glück ist nötig. Eringer haben von Natur aus ein ‚streitlustiges‘ Gemüt und sind auch von ihrer Gestalt her für den Kampf geeignet. Eine künftige Königin erkennt man am ehesten am Gesamtausdruck des Tieres, seinem Blick, an der Ohren- und Kopfhaltung“, erklärt Jean-Baptiste Pralong. „Eine richtige Vorbereitung bringt das Tier in eine gute mentale und körperliche Kondition. Es wird im Vorfeld des Kampfes für eine kurze Zeit von der Herde getrennt, das steigert die Kampflust. Im physischen Bereich machen wir im Monat vor dem Wettbewerb zwei- bis dreimal pro Woche einen kleinen Umgang mit den Tieren. Die Tiere müssen galt und sollten weder zu mager noch zu massig sein. Uns ist es ein Anliegen, dass unsere Kühe stets auf natürliche Weise ergalten.“

Königin für einen Tag und Königin der Alp

Doch Sieger ist nicht gleich Sieger, wie Jean-Baptiste Pralong erklärt. Man unterscheide zwei Typen: Da sind zum einen jene, die man auch „Königin für einen Tag“ nennt. So werden Tiere bezeichnet, die an den offiziellen Kuhkämpfen teilnehmen, welche von den Zuchtgenossenschaften in den Walliser Tälern organisiert werden. Die Tiere entwickeln quasi sofort eine grosse Nervosität und sind ohne Zögern bereit, sich dem Kräftemessen mit jedem Gegner zu stellen, der ihnen vorgesetzt wird.

Daneben gibt es die Kühe, die ihren Status als Königin während dem Alpaufzug und der Zeit auf der Alp  erhalten. Der Alpaufzug vereint jeden Frühling auf der Alp mehrere Eringer-Herden. Den ganzen Sommer hindurch und bis zum Alpabzug liefern sich die Tiere ganz natürlich Kämpfe und marchen so untereinander eine Hierarchie aus. Die Kuh, die sich den grössten Respekt unter den Artgenossen verschafft, rangiert darin zuoberst – die Königin eben. Sie führt die Herde beim Alpabzug herunter ins Dorf an, den Kopf mit Blumen und einem markanten roten Band geschmückt. Klar: Die Königin ist der grösste Stolz des jeweiligen Besitzers. Die organisierten Kuhkämpfe in den Tälern gehen alle auf diese Tradition zurück, sind heute allerdings publikumswirksamer und in den Medien präsenter.

Eine „Alpkönigin“ verfüge über erstaunliche Fähigkeiten, erzählt Jean-Baptiste Pralong. Sie ist demnach  in der Lage, strategisch zu agieren, indem sie die Gegnerin vor dem Kampf genau analysiert. „Für die Zeit auf der Alp gilt es, seine Herde wie eine Armee zu organisieren, die in den Krieg zieht. Königinnen wissen, wie sie ihre Kräfte einteilen müssen. Sie ziehen sich hinter die Reihen ihrer ‚Soldaten‘ zurück, beobachten von dort und kämpfen schliesslich nur mit jenen Tieren, die sie als echte Bedrohung einschätzen. Königinnen sind aussergewöhnlich intelligente Tiere.“

Schöne Tiere, gut ernährt

„In der Zeit auf der Alp erhalten unsere Kühe kein Kraftfutter, sondern erst ab dem Kalben und während der ganzen Zeit, in der sie Milch produzieren. Unser Ziel sind schöne Kühe, weshalb wir bei der Fütterung ziemlich grosszügig sind. Ein gutes Wachstum und eine gute Milchproduktion sind uns wichtig. Die Herde ist bei uns wirklich eine Leidenschaft und der wirtschaftliche Aspekt daher nicht das dominierende Thema. Aber selbstverständlich gilt es, einen gewissen Mittelweg zu finden, denn natürlich ist die Grundlage von allem, sicherzustellen, dass der Hof erfolgreich läuft.“

Während der Laktation setzt der Betrieb Pralong vor allem auf ein speziell auf die Anforderungen von Eringer Kühen zugeschnittenes Futter: 8222 Eringer Leidenschaft. „Wir sind damit sehr zufrieden. Die Qualität ist konstant sehr gut und wir erzielen damit äusserst gute Ergebnisse. Mit der Lieferung gibt es nie Probleme und zudem haben wir einen guten Kontakt mit den Beratern und Technikern. Sie sind zur Stelle, wenn es wo harzt und offen für Gespräche und Verhandlungen. Das ist sehr angenehm.“

Wir danken der Familie Pralong für ihr Vertrauen und wünschen Jean-Baptiste Pralong viel Freude und Erfolg in seiner neuen Funktion als Betriebsleiter.

Carine Miéville, Redaktorin