Tipps gegen hohe Umrauschraten im Sommer


Alex Lang
Technischer Dienst Schweine, GRANOVIT
Der Sommer steht vor der Tür: Allerhöchste Zeit also, sich Gedanken darüber zu machen, wie man die eigenen Sauen gut durch die Hitzeperiode bekommt. Je nach Luftfeuchtigkeit können Zuchtsauen ab 25°C unter Hitzestress leiden, wobei die Symptome sehr unterschiedlich sind: Hecheln, verminderte Futteraufnahme und allgemeine Apathie sind zu beobachten. Selten zeigen die Tiere auch Anzeichen von Aggression und Kannibalismus. Die Folgen von Hitzestress sind Fruchtbarkeitsprobleme, Aborte, starkes Absäugen, Brunstlosigkeit und Totgeburten.
Hitzebedingte Fruchtbarkeitsprobleme können auf eine Reihe von Faktoren zurückgeführt werden – bioklimatische genauso wie managementbedingte. Die verminderte Futteraufnahme spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Sauen reduzieren ihre Nahrungsaufnahme bei grosser Hitze um bis zu 15%, dafür trinken sie mehr Wasser. Folglich sinkt das Energieniveau, was wiederum zu starken Gewichtsverlusten während der Säugezeit führt.
Hitzestress bei Schweinen
Eine hohe Luftfeuchtigkeit hat einen erheblichen Einfluss auf das Wohlergehen der Schweine und verstärkt Hitzestress deutlich.
🔵 Blau: kein Hitzestress (komfortabel)
🟡 Gelb: milder Hitzestress
🟠 Orange: mässiger Hitzestress
🔴 Rot: schwerer Hitzestress
Ein kurzes Rechenbeispiel, um die ganze Problematik zu verdeutlichen: Angenommen die Aussentemperatur klettert im Sommer auf 30°C, frisst die Sau pro Tag rund 1 kg weniger Mischfutter. Das bedeutet für eine säugende Sau, dass ein Energieverlust von ca. 14 MJ VES zu bewältigen ist, was 2,5 kg Sauenmilch entspricht. Um diesen Energieverlust auszugleichen, müsste die Sau täglich 360 g Körperfett aufwenden. Hochgerechnet auf eine Säugezeit von 4 Wochen bedeutet dies einen Verlust von 10 kg Körpergewicht. Dieser starke Gewichtsverlust wirkt sich letztlich negativ auf die Anzahl Ferkel im Folgewurf aus.
Die reduzierte Futteraufnahme wirkt sich auch negativ auf den IgG-Wert aus. Immunglobuline G sind Antikörper, die Ferkel vor pathogenen Keimen schützen. Nach der Geburt muss das Ferkel sein eigenes Immunsystem aufbauen und ist in dieser Phase auf die Antikörper in der Muttermilch angewiesen.
Hormonelle Veränderungen
Während des Sommers sind Sauen auch mit intensiverer Lichtintensität konfrontiert, was zu hormonellen Schwankungen führt. Die Intervalle zwischen Absetzen und Brunsteintritt werden länger und die Brunstintesität sinkt. Bei Temperaturen von über 25°C verschärfen sich diese Probleme zusätzlich.
Managementbedingte Faktoren
Auch Stress fördert Fruchtbarkeitsprobleme. Als Auslöser kommen häufiges Umstallen und Unruhe in neu zusammengestellten Sauengruppen in Frage.
Verlängertes Intervall vom Absetzen bis zum Brunsteintritt
Nach dem Absetzen sind Sauen träge und brauchen länger, um wieder rauschig zu werden. In dieser Phase ist eine intensivierte Kontrolle der Rausche wichtig, damit der Besamungszeitpunkt im richtigen Moment erfolgt. Als Grundsatz gilt, dass nur zu spät und nicht zu früh besamt werden kann. Der Reitertest gibt Auskunft über den optimalen Besamungszeitpunkt. Zu späte Besamungen fördern Umrauscher oder kleine Würfe. Durch eine falsche Lagerung wird zudem die Spermaqualität in Mitleidenschaft gezogen. Daher sollte man darauf achten, dass das Ebersperma zwischen 15°C und 20°C gelagert wird und Temperaturschwankungen vermeidet.
Erhöhte Umrauscherquote, niedrigere Wurfleistungen
Vermehrt zeigen Sauen keine Anzeichen von Trächtigkeit und müssen erneut besamt werden. Bei einer Umrauschrate von über 20% oder einer Abortrate von über 2,5% müssen die Ursachen umgehend abgeklärt werden. Bei regelmässigem Umrauschen innerhalb von 18 bis 24 Tagen nach der Belegung ist entweder keine Befruchtung erfolgt oder die Embryonen sind abgestorben. Die Anzahl und Qualität der geborenen Ferkel nimmt zudem ab.
Zeigt sich eine unregelmässige Brunst nach 25 bis 35 Tagen, hat die Befruchtung von Eizellen zwar stattgefunden, jedoch wurde die Trächtigkeit abgebrochen.
Durch verschiedene Massnahmen können Züchterinnen und Züchter diese Probleme mildern. Unter anderem gehören dazu:
Eine optimierte Stallbelüftung/Stallmanagement
Zu hohe Stalltemperaturen in den Abteilen für hochtragende und säugende Sauen sollten vermieden und Massnahmen zur Kühlung der Ställe ergriffen werden. Dies beispielsweise durch die Gewährung einer hohen Frischluftrate und die Installation von Vernebelungsanlagen oder Coolpads.
Frisches Wasser muss immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, damit die Sauen genug trinken. Denn für eine hohe Milchleistung braucht es viel Wasser. Der Flüssigkeitsbedarf steigt in der Säugezeit auf 35 bis 40 Liter pro Tag an.
Eine angepasste Fütterung
Eine optimale Fütterung ist ebenfalls notwendig, um das Sommerloch zu überwinden. Den säugenden Sauen muss ein schmackhaftes Hochenergiefutter angeboten werden, das verschiedene Energiequellen enthält. Ein zusätzliches energiereiches Ergänzungsfutter, das mit Antioxidantien und Probiotika angereichert ist, trägt ebenfalls dazu bei, die Leistungsfähigkeit der Muttersauen aufrechtzuerhalten. Besonders bei hohen Temperaturen haben sich solche Fütterungszusätze bewährt. Denn bei Hitzestress bilden sich die Darmzotten zurück und der geschwächte Darm verwertet die aufgenommenen Nährstoffe schlechter.
Nicht zuletzt ist es empfehlenswert, die Fütterungszeiten auf den frühen Morgen und späten Abend umzustellen oder die Futtermenge auf mehrere Mahlzeiten zu verteilen.