Der Sommer steht vor der Stalltür. Allerhöchste Zeit also, um sich Massnahmen zu überlegen, damit die eigene Milchviehherde gut durch die Phase mit hohen Temperaturen kommt. Schon ab 25 °C-Lufttemperatur entsteht bei Kühen Hitzestress, der zu tieferer Milchleistung und sinkenden Milchinhaltsstoffen führt.

Diese Tipps helfen, den Problemen entgegenzuwirken:

Durchlüftung

Sorgen Sie für einen stets gut durchlüfteten Stall. Vergleichsweise rasch und günstig umzusetzen, ist das Öffnen der Stalltüren und -tore und das Entfernen allfälliger Fenster oder Klappen, damit die Luft zirkulieren kann. Lüftungsventilatoren, die im Stall montiert werden, können den Effekt verstärken.

Sprinkleranlagen & Co.

Nebel- und Berieselungsanlagen sorgen im Stall durch die Verdunstung kleinster Wassertröpfchen für Kühlung. Dabei ist unbedingt auf eine gute Luftzirkulation zu achten, damit die feuchte Luft nicht im Stall «stehenbleibt» und ein Saunaeffekt entsteht. Bei korrekter Einstellung bleiben Tiere und Stallboden trocken, so dass die Hygiene nicht leidet. Besonders bewährt hat sich ein 15 Minuten Rhythmus: 3 Minuten Sprühen, 12 Minuten Verdunstungszeit. 

Auf der Weide: Schattenplätze

Beim Weiden tagsüber gilt es darauf zu achten, dass für alle Tiere Schattenplätze zur Verfügung stehen. Sonneneinstrahlung über längere Zeit führt nicht nur zu Hitzestress, sondern besonders an der sensiblen Haut am Euter zu Sonnenbrand. Wenn sich Tiere 24 Stunden am Stück oder länger im Freien aufhalten, ist der Nutztierhalter sogar gesetzlich verpflichtet, Schattenplätze sicherzustellen. 

Nachtweide

Auf Betrieben mit einem wirksam gelüfteten beziehungsweise gekühlten Stall ist die Nachtweide eine Option. Die Tiere bleiben während den Sommermonaten tagsüber im Stall und weiden nachts. Dann ist neben den angenehmeren Temperaturen die Belastung durch Fliegen und anderer störender Tiere geringer. 

Sehr viel Trinkwasser

Es tönt banal, ist aber entscheidend für die Leistungsfähigkeit Ihrer Herde: Vergessen Sie nie, genügend frisches und vor allem sauberes Wasser bereitzustellen. Im Sommer trinkt eine Kuh bis zu 150 Liter pro Tag. 

Kälberiglus: Wasser – nicht nur Milch!

Kälber werden häufig in den weit verbreiteten Plastikiglus mit Auslaufbereich gehalten. Direkt der Sonne ausgesetzt heizt sich das Iglu stark auf und die Hitze staut sich unangenehm. Sorgen Sie auch hier für Schattenbereiche, sei es durch einen Standplatz unter dem Vordach, unter einem Baum oder durch einen einfachen Sonnenschirm. Besonders wichtig ist es auch, immer genügend Wasser zur Verfügung zu stellen. Die Milchgabe am Morgen und am Abend kann im Sommer den Flüssigkeitsbedarf nicht decken. 

Energiedichte der Ration erhöhen

Bei der Verdauung und den Stoffwechselvorgängen produziert das Tier Wärme. Um bei hohen Umgebungstemperaturen nicht noch zusätzlich Wärme zu erzeugen, reduziert die Kuh im Sommer den Trockensubstanzverzehr um bis zu 20%. Auch ohne Hitzestress sind Kühe in der Startphase bereits gefährdet, nicht genug Futter aufzunehmen, um ihren Energiebedarf zu decken. In Hitzeperioden verstärkt sich diese Problematik und die Gefahr einer Ketose steigt rapide. Damit die Kuh trotzdem genügend Energie erhält, sollte die Energiedichte der Ration erhöht werden, beispielsweise durch einen höheren Anteil an Mais und Zuckerrübenschnitzel. Auch leicht erhöhte Kraftfuttergaben oder der gezielte Einsatz von hochkonzentrierten Kraftfuttern wie zum Beispiel Starterfuttern können sinnvoll sein. Doch Vorsicht: Achten Sie auch auf ein angemessenes Mass an strukturreichem Futter, ideal ist normales Heu (möglichst kein junges Gras kombiniert mit jungem Emd!). Damit wird die Pansenfunktion aufrechterhalten, wodurch einer Pansenübersäuerung vorgebeugt wird. Es gilt, das richtige Mass zu finden, denn faserreiches Futter zu verdauen, ist anstrengend und „heizt“ die Kuh von innen auf. 

Kühe schwitzen: Mehr Salz und Mineralstoffe geben

Auch Kühe kommen bei sommerlichen Temperaturen ins Schwitzen und verlieren dadurch Flüssigkeit, aber auch wertvolle Salze und Mineralstoffe. Stellen Sie sicher, dass Ihre Tiere stets ausreichend versorgt sind und erhöhen Sie während Hitzeperioden die Mineralstoff- und Viehsalzgaben um rund 20%. Auch der freie Zugang zu Lecksteinen oder Leckeimern hat sich in der Praxis bewährt.

Futtermittel lagern und aufbereiten

Nicht nur den Tieren, auch den Futtermitteln machen die hohen Temperaturen im Sommer zu schaffen. Vor allem Silagen und TMR-Rationen sind im Sommer anfällig auf Verderb. Um Nacherwärmungen zu vermeiden, gilt es, die Silagen möglichst luftdicht zu lagern und genügend schnell aufzubrauchen. Damit die Silage nicht verdirbt, ist bei der Entnahme auf einen täglichen Vorschub von mindestens 10 cm und eine saubere, kompakte Anschnittfläche zu achten. Da sich die Silage auch auf dem Futtertisch oder im Mischwagen erwärmen kann, wird idealerweise täglich frisch Silage entnommen und gemischt. Bei Nacherwärmungen schaffen Silierhilfen, Säuremischungen oder Kaliumsorbat Abhilfe. Auch die Lagerung von Mischfutter will durchdacht sein. Grosse Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht können zu Kondenswasser und später Verklumpungen im Silo führen. Achten Sie darauf, Ihren Silo zwischen zwei Lieferungen vollständig zu leeren und auch allfällige Reste von den Wänden zu klopfen. Um dem Verderb durch Kondenswasser vorzubeugen, wird in den Sommermonaten empfohlen, das Mischfutter kürzer zu lagern.

Extratipp: Milchharnstoffwert analysieren

Insbesondere Betriebe, auf denen ausserhalb der Wintersaison viel frisches Gras gefüttert wird, sollten den Milchharnstoffwert im Blick behalten. Der Hof erhält diesen in der Regel ein- bis zweimal pro Monat vom Milchverarbeitungsbetrieb oder Zuchtverband. Die Höhe des Harnstoffwerts zeigt, ob der Eiweissgehalt in der Ration angemessenen, zu hoch oder zu niedrig ist. In den zwei letzteren Fällen muss die Ration angepasst werden. In frischem Gras variiert der Eiweissgehalt im Gegensatz zum homogeneren Winterheu sehr stark. Auf derselben Weidefläche können je nach Lage, Bodenbeschaffenheit, Sonnenbestrahlung und weiterer Einflussfaktoren Bereiche mit sehr hohem und eher niedrigem Eiweissgehalt vorkommen. 

Fragen zur Milchviehhaltung während der Sommersaison? Unsere Spezialisten geben gern Auskunft.


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Arlène Müller, Techn. Dienst Kälber- & Rindviehmast
Helge Landberg, Redaktor